Franziskus war im Februar wegen einer beidseitigen Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert worden. Zuletzt hielt er sich wieder in seiner Residenz im Vatikan auf. Am Ostersonntag hatte er vor Zehntausende Gläubigen noch den Segen „Urbi et orbi“ gespendet. Dabei wirkte er bereits sehr geschwächt.
Papst Franziskus galt als unkonventionell und bescheiden. In das Zentrum seines Papst-Amtes stellte er die Sorge um die Umwelt und die Ärmsten. Er bemühte sich um Reformen und berief dazu auch eine Weltsynode ein – mit dem Ziel, die Verfassung der Kirche einer kritischen Prüfung zu unterziehen.
Unkonventionell und bescheiden
Dass er unmittelbar nach seiner Wahl zum Papst im Jahr 2013 in einer einfachen weißen Papst-Soutane und mit bischöflichem Brustkreuz auf die Loggia zum Petersplatz trat und die Gläubigen als „Brüder und Schwestern“ ansprach, war für viele ein beeindruckendes Statement. Es sehe ganz danach aus, als seien die Papst-Wähler „bis ans Ende der Welt“ gegangen, um einen neuen Papst zu finden, sagte er.
Erster Jesuit als Papst
Tatsächlich war Franziskus der erste Papst aus einem lateinamerikanischen Land und das erste nichteuropäische Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche seit Gregor III. (731–741), und der erste Jesuit in diesem Amt. Jorge Mario Bergoglio wurde am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires geboren. Sein Vater war aus Italien eingewandert und arbeitete bei der Bahn.

Nach einem Abschluss als Chemietechniker trat Bergoglio mit 22 Jahren in den Jesuitenorden ein. Er studierte Philosophie und Theologie und wurde 1969 zum Priester geweiht. Mit erst 36 Jahren stieg er 1973 zum Provinzial der Jesuiten in Argentinien auf. 1980 bis 1986 arbeitete er als Rektor des Kollegs San Jose und Pfarrer von San Miguel. In der Vergangenheit waren Vorwürfe laut geworden, Bergoglio habe sich während der Militärdiktatur 1976 bis 1983 zu wenig für politisch Verfolgte eingesetzt. Er selbst wies die Vorwürfe stets zurück.
Zwei Päpste?
Bereits 2005 galt Bergoglio, zu diesem Zeitpunkt Erzbischof von Buenos Aires, als einer der Favoriten für das Papst-Amt. Angeblich hatte er damals jedoch im dritten Wahlgang auf die Kandidatur verzichtet und so die Wahl Joseph Ratzingers zum Papst ermöglicht. 2013 trat Ratzinger vom Amt zurück. Bergoglio wurde als sein Nachfolger gewählt. Auch diesmal sei er, so der irische Vatikan-Experte Gerard O’Connell, vom ersten Wahlgang an unter den Favoriten gewesen.
Immer wieder kursierten Gerüchte, dass der emeritierte Papst ein Gegenspieler des neuen Papstes sei. Denn Ratzinger blieb im Vatikan wohnen, legte die päpstliche Soutane nicht ab und äußerte sich wiederholt zu umstrittenen Themen. Franziskus selbst besuchte ihn regelmäßig und widersprach den Gerüchten. Er würdigte seinen Vorgänger als großen Theologen und bezeichnete ihn 2022 gar als „Propheten einer Kirche der Zukunft“.
Vision einer „Kirche für die Armen“
Bergoglio setzte sich zum Ziel, die Kirche zu verändern. Seine Vision war eine nahbare Kirche, die den Dienst am Menschen und die Nächstenliebe ins Zentrum rücken sollte, so Franziskus mehrfach. Weil er dabei vor allem jene Menschen im Blick hatte, die am Rande der Gesellschaft stehen, setzte er sich auch für eine menschenfreundliche Wirtschafts- und Migrationspolitik ein.

Als erster Papst veröffentlichte er eine Umweltenzyklika: „Laudato si“ (2015). Für Kritik sorgte, dass er darin den Kapitalismus pauschal als „Wirtschaft, die tötet“ verurteilte. Für Debatten sorgte aber auch die Frage, inwieweit sich ein Papst in nicht-religiöse Fragen einmischen darf und soll.
Vorwurf der Häresie
Der Fokus auf die Rettung der Welt sorgte bei konservativen rechtskatholischen Kreisen für Kritik. Ebenso sein Schreiben „Amoris Laetitia“ („Die Freude der Liebe“) 2016. Eine Reihe katholischer Gelehrter und Geistlicher, wie etwa der in der englischsprachigen Welt renommierte britische Dominikanerpater Aidan Nichols, warfen Franziskus in einem offenen Brief Häresie vor.
In Kritik geriet er aber auch in liberalen Kreisen. Vor allem in Fragen der Moraltheologie wurden seine Reformen von diesen als zu wenig weitreichend angesehen. Konkret ging es dabei um die Priesterweihe für Frauen, die Aufweichung des Pflichtzölibats und Fragen der Sexualmoral.
Kirchenpolitisches Großprojekt
Im Jahr 2021 brachte Papst Franziskus ein kirchenpolitisches Großprojekt auf den Weg, die mehrstufige Weltsynode der römisch-katholischen Kirche mit dem Titel „Synodalität – Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung“. Ziel der Synode war es, der Kirche eine Art neue Verfassung zu geben, die dem „Volk Gottes“ mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten eröffnen sollte.

Papst Franziskus ging es bei diesem Prozess insbesondere auch um das Einüben eines anderen Umgangsstils in der Kirche. Die abschließende Generalversammlung der Bischofssynode fand im Oktober 2024 im Vatikan statt. Die etwa 350 Bischöfe und katholischen Laien verabschiedeten mit Zwei-Drittel-Mehrheit eine Abschlusserklärung, die in strittigen Punkten eher vage blieb und keine konkreten Reformforderungen formulierte.
Papst Franziskus und Österreich
Christoph Kardinal Schönborn, bis 2025 Erzbischof von Wien, galt als Vertrauter Papst Franziskus´. Zahlreiche Bischöfe Österreichs wurden von Franziskus ernannt, so etwa Benno Elbs, Bischof von Feldkirch, Hermann Glettler, Bischof der Diözese Innsbruck, Josef Marketz, Bischof von Gurk-Klagenfurt, Wilhelm Krautwaschl, Bischof der Diözese Graz-Seckau und Werner Freistetter als Militärbischof.

Immer wieder besuchten österreichische Politiker den Papst, so etwa im Jahr 2018 der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) oder im Jahr 2024 der langjährige KPÖ-Chef Walter Baier, in seiner Funktion als Vorsitzender der „Europäischen Linken“.
Frauen in Führungspositionen
In manchen Fragen schien Franziskus auf Reformen in kleinen Schritten zu setzten: Er berief Frauen in zentrale Positionen innerhalb des Vatikans, wie etwa in die Missions- und Ordenskongregationen. Mehr Mitspracherecht räumte er Frauen auch in der „Synode über Synodalität“ ein. Es war die erste Bischofssynode, bei der Frauen als stimmberechtigt zugelassen wurden.

Die heftig umstrittene Frage, ob Frauen zu Diakoninnen geweiht werden können, ließ Papst Franziskus im März 2024 – ebenso wie andere Themen – aus der Weltsynode auskoppeln und sie Expertengruppen zur eingehenden Auseinandersetzung anvertrauen.
Segnung Homosexueller
Für viele überraschend veröffentlichte die vatikanische Glaubensbehörde kurz vor Weihnachten 2023 mit ausdrücklicher Genehmigung von Papst Franziskus eine Grundsatzerklärung, wonach katholische Geistliche unverheirateten und homosexuellen Paare einen pastoralen Segen spenden dürfen: „Fiducia supplicans“ (deutsch: Das flehende Vertrauen).
Während die österreichischen Bischöfe ebenso wie etwa katholische Reformgruppen in Deutschland die pastorale Segnung gleichgeschlechtlicher Paare begrüßten, kritisierten Homosexuelle aus Deutschland, dass „der römische Ansatz auf enttäuschende Weise gegenüber den Beschlüssen des synodalen Wegs in Deutschland“ zurückbleibe. Heftige Kritik kam etwa auch vom gesamtafrikanischen Bischofsrat SECAM. Ihr zufolge habe die Erklärung in der Kirche Afrikas eine „Schockwelle und Missverständnisse“ ausgelöst sowie Unruhe bei Gläubigen und Seelsorgern verursacht.
Innerkirchliche und globale Krisen
Die Jahre seines Papst-Amtes waren von zahlreichen Krisen gezeichnet. Bereits aus der Amtszeit seines Vorgängers, Benedikt XVI., waren zahlreiche große Probleme ungelöst: anhaltende Missbrauchsvorwürfe, ein Finanzskandal und die Vatileaks-Affäre. Auf globaler Ebene kam die Coronavirus-Pandemie als weitere weltweite Krise hinzu.
Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine und im Gazastreifen kritisierte der Papst wiederholt die Gewalt und verurteilte das Leid der Bevölkerung. Kritiker warfen ihm vor sich im Ukraine-Krieg zu spät, im Gaza-Krieg zu einseitig geäußert zu haben.
Starke Zeichen
Mehrfach während seiner Amtszeit als Papst setze Franziskus starke Zeichen: Seine erste Reise als Papst unternahm er im Juli 2013 zur italienischen Insel Lampedusa. Dort traf er mit Flüchtlingen zusammen.

2018 besuchte er als erster Papst die Arabische Halbinsel. In Abu Dhabi nahm Franziskus an einer internationalen interreligiösen Begegnung teil und feierte einen öffentlichen Gottesdienst. Mit dem Scheich der Kairoer Al-Ashar-Universität unterzeichnete er eine gemeinsame Erklärung „Über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“.
Sein grundsätzlicher Versuch die Kirche reformieren zu wollen, zeigte sich auch in dem von ihm genehmigten Papier „Der Bischof von Rom“, in dem er für die römisch-katholische Kirche mehrere weitreichende Änderungen vorschlug. Besonders etwa hinsichtlich eines neuen Verständnis und einer anderen Ausübung des Papst-Amtes, wonach der Papst künftig von anderen christlichen Kirchen als Ehrenoberhaupt akzeptiert werden könnte.